Die Basilika St. Johann Saarbrücken

Zu den Chören: Cäcilienchor der Basilika St. Johann Saarbrücken  –  Vokalensemble '83 – Saarbrücken

 

   

Päpstliche Basilika St. Johann
Mutterkirche von Saarbrücken und Umkreis Diözese Trier

Benediziert:
8. Januar 1758 im Auftrag des Metzer Bischofs Claude de St. Simon durch den Abt der Prämonstratenserabtei Wadgassen, Michael Stein
Baumeister:
Der bedeutende Saarbrücker Hochfürstliche Baudirektor Friedrich Joachim Stengel (1694-1787)
Bauzeit:
1754-1758
Patrozinium:
Fest des hl. Johannes des Täufers am 24. Juni und des hl. Ludwig (Ludwig IX. 1214-1270) am 25. August

Mit der Verleihung des Titels „Basilica minor“ ist das Indult verbunden, an bestimmten Tagen (außerhalb der sonst üblichen) einen vollkommenen Ablaß unter den bekannten Bedingungen (Empfang der Sakramente und Beten nach der Meinung des Hl. Vaters) zu gewinnen: Fest der Apostelfürsten Peter und Paul (29. Juni), des Hl. Johannes des Täufers (24. Juni), des Hl. Ludwig (25. August) und an einem beliebigen freien Tag, den der Gläubige für sich bestimmt.

 

Die Pfarrkirche wurde am 22.10.1975 in den Rang und die Würde einer Basilika Minor durch Papst Paul VI. erhoben.

Zur Orgel der Basilika St. Johann Saarbrücken

 

Geschichte der Basilika St. Johann Saarbrücken

Die Pfarrkirche wurde als erste Katholische Kirche nach der Reformation (1517) in den Jahren 1754-58 gebaut. Die Stadt St. Johann binnen Saarbrücken beherbergte zur damaligen Zeit die meisten Katholiken. Dennoch war die Gemeinde zu klein (etwa 220 Gläubige), um ein größeres Gotteshaus zu erstellen. Der rührige Pfarrer der damaligen Pfarrei St. Johann, Jean Baptiste Namour, ein Prämonstratenser Chorherr von Wadgassen, gab sich mit dem baufälligen Zustand der derzeitigen Kapelle nicht zufrieden. Seinem Eifer und persönlichen Verhandlungsgeschick ist es allein zu verdanken, daß durch die wirksame Hilfe des französischen Königs Ludwig IX. (20 000 Fr.) und des kunstsinnigen Fürsten Wilhelm Heinrich (1718-1768) von NassauSaarbrücken (er gab das ganze Bauholz aus seinen Waldungen und stellte seinen Architekten Friedrich Joachim Stengel zur Verfügung) die Kirche gebaut werden konnte. Die finanzielle Belastung muß für die kleine Gemeinde eine so drückende gewesen sein, daß er dafür die verschiedensten Stellen interessieren mußte. Er lenkte die Aufmerksamkeit von Papst Benedikt XV. auf den Neubau der Kirche. Die Congregatio de propaganda fide gab 5000 Franken und eine Kollekte in den Pfarreien Roms erbrachte 5376 Franken. Die geistlichen Kurfürsten und verschiedene Reichsstädte spendeten 16 108 Franken, die Königin von Polen als Herzogin von Lothringen 2000 Franken und der Deutsche Orden 2190 Franken. Der Bischof Claude de St. Simon von Metz gab für den Hochaltar 1000 Franken.

Die Kirche selbst ist nach Anlage und Architektur ein erstklassiges Werk des bedeutenden Saarbrücker Hochfürstlichen Baudirektors Friedrich Joachim Stengel, der städtebaulich mit seinen Werken noch heute Saarbrücken und St. Johann prägt. Er gehört zu den bedeutenden Meistern der Rokokozeit. Es sind italienische und franzesiche Einflüsse, die sich bei seiner Bauweise geltend machen, doch hat er in einigen seiner besten Leistungen die Ornamentik über die italienischen und französischen Vorbilder hinaus folgerichtig entwickelt. Seine ruhige Linienführung und die oft wahrhaft klassisch zu nennende Gliederung der Fronten läßt seine Bauten einen angenehmen Gegensatz bilden zu den oft allzu barocken Schöpfungen anderer Zeitgenossen. Was Rang und Namen hatte für die damalige Zeit, wurde herangezogen an den Bau: Apiani für das Deckengemälde, Michael Krieger als Stukkateur aus Kirchheim-Bolanden, WuniLald Wagner für die Gestaltung der Figuren, Johann Adam Lautz als Zimmermann von’Straßbourg, ebenso Meister Truntzer aus Neu- Kirchen (Neunkirchen/Saar) und Nicolas Hackspill aus St. Johann. Die Kirche ist die erste, die Stengel zum Planen aufgegeben war. Ausgerechnet eine katholische. Er wollte eine rechteckige Hallenkirche. Am Mittelrisalit sollten Kanzel und Altar, gegenüber die Orgel angebracht und die Gemeinde in Hufeisenform angeordnet werden. Doch dem widersprachen Pfarrer und Gemeinde. Stengel nahm dann den Turm, den er ursprünglich (wie später bei der Ludwigskirche) über dem Hauptschiff anordnen woHte, von dort weg und setzte ihn an den Eingang und fügte auf der anderen Seite ein Joch als Altarraum mit Seitenloggien an. Das Mobiliar für die Innenausstattung (Altäre, Kanzel, Beichtstühle und Bänke) besorgte der Abt Michael Stein von Wadgassen. Wahrscheinlich um die Jahrhundertwende, als Folge der Französischen Revolution, verblaßte die Schönheit des Stengelschen Bauwerkes. Das Deckengemälde von Apiani war heruntergefallen und wurde nicht mehr erneuert. Die herrlichen Stukkaturen waren im Gleichheitsrausch der Menschen abgeschlagen worden. (Tempel der Göttin „Vernunft“). Zurück blieb dennoch die klare Architektur Stengels. Versuche, an der Innenausstattung und den Fenstern zu ändern, führten im Laufe der Zeit zu einem verschwommenen Bild über die einstmals so selbstverständliche Schönheit des Stengelschen Kleinods.

Erst mit dem Pfarrer Dr. Philipp Kremer (1929-1946) kam der kunstsinnige Priester, der versuchte, die Weichen für eine tiefgreifende Renovation der Pfarrkirche zu stellen. Er sammelte um sich ein Gremium von Männern, die das Können und den Weitblick für die Renovierungsarbeiten von 1964-1975 mitbrachten. Zu diesem Kreis gehörten: der Restaurator und Kunstmaler Ernst Sonnet, der Dombaumeister Weyres aus Köln und die beiden Kapläne Johannes Thomas und Johannes Kirschweng, der saarländische Priesterdichter. Letzterer betonte (weil er von dort herkam), man muß wissen, wo das „Fluchtgut“ der Abtei Wadgassen hingekommen ist, um St. Johann im Stile Stengels wieder renovieren und restaurieren zu können. Damals wußte man, daß Abt Michael Stein zur gleichen Zeit in Saargemünd St. Nikolaus eingerichtet hatte, durchweg mit Mobiliar aus der Guldnerschen Werkstätte (Berus/Saargau). Diese Sachverständigen nannten die Prager Nationalbibliothek. Pastor Dr. Kremer brachte neue Seitenaltäre in die Kirche, um die 6 wertvollen Figuren Wunibald Wagners wieder im Gotteshaus aufstellen zu können (1933). Im Zuge eines liturgischen Dekretes aus Rom, nach dem der Pfarrpatron im Altarbereich seine Aufstellung finden könne, wurde durch den Trierer Prof. Arnold Hensler die Täufergruppe zum Johannestag, 24. Juni des Jahres 1934, in der Apsis angebracht.

Diese lebendiggehaltene Tradition wurde durch Kunstmaler Sonnet weitergegeben an Pfarrer Matthias Prinz (1962), der dann mit ihm, dem städtischen Konservator Dieter Heinz, Landeskonservator Dr. Klewitz, Prof. Messerer vom Kunsthistorischen Institut der Universität des Saarlandes, dem bauleitenden Architekten Hanus Schönecker, St. Ingbert/Saar, einem verständigen Kirchenvorstand und einer noch wohlwollenderen Gemeinde so erfolgreich in den Jahren 1964-1975 die Renovation nach dem Erbauer Stengel durchführen konnte. Ganz entscheidend wirkten hieran mit die Arbeiter der Fa. Fuchs aus Würzburg. Ein Name dieser Firma muß genannt werden, Herr Eduard Kneitz, der ein ungemein sicheres Einfühlungsvermögen für den Barock im Grenzbereich Frankreich/Deutschland hatte und mit der Farbgebung des Kircheninnern und der Altäre das kostbare Kleinod St. Johann wieder zum Leuchten brachte.

Von 1964 an ist viel überlegt worden; 1970-1975 wurden die Arbeiten ausgeführt. Der hohe ideelle und finanzielle Aufwand wäre nicht zu vertreten gewesen, wenn die Kirchengemeinde und die Bürger Saarbrückens nicht um den baulichen und denkmalpflegerischen Wert ihres Gotteshauses gewußt hätten. In diese Zeit fällt das Auffinden der Arbeitsverträge aus der Erbauerzeit (1974 Pfarrarchiv). Damit waren die grundlegenden Arbeiten, die das barocke St. Johann wieder erstehen ließen, vor der Geschichte abgesichert. (Näheres in „Katholische Pfarrkirche St. Johann Saarbrükken, Renovation 1964-1975, herausgegeben vom Kath. Pfarramt St. Johann 1975).

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